Schöne Steppstoffe sind ja wirklich selten zu kriegen. Das macht aber rein gar nichts, denn heute zeige ich euch, wie ihr ganz leicht euren eigenen Steppstoff erstellt, mit individuellen Strukturen und natürlich aus eurem Lieblingsstoff.
Was ihr unbedingt braucht, ist Volumenvlies. Das gibt es in ganz unterschiedlichen Stärken und es kommt bei der Wahl darauf an, wie dick oder flach ihr die Wattierung haben wollt. Von Freudenberg gibt es z.B. Volumenvlies mit den recht technischen Bezeichnungen H 640 oder H 630 zum Aufbügeln oder das dicke P 140 Volumenvlies zum dazwischen legen. Wenn ihr unsicher seid, welches das Richtige ist, geht ihr am besten in den Laden, lasst euch beraten und geht im wahrsten Sinne des Wortes „auf Tuchfühlung“.
Was immer nun daraus werden soll, erstellt ihr zuerst das Stück Stoff mit der Steppstruktur. Erst dann wird es zugeschnitten und entsprechend weiterverarbeitet.
Das Wichtigste beim Steppen – ihr könnt es euch schon denken – sind die gleichmäßigen Abstände der Nähte. Wie bekommt man das nur hin? Ich verrate es euch:
Ein Möglichkeit ist, ihr holt euch einen selbstlöschenden Markierstift (z.B. von PRYM) und zeichnet die Linien, die ihr anschließend nachnäht, auf den Oberstoff (also die rechte Seite) exakt auf. Traut euch, denn die Markierung verschwindet nach einer Weile von selbst wieder. Versprochen!
Die andere Möglichkeit ist noch einfacher. Im Zubehör vieler Nähmaschinen findet sich ein sogenanntes Kantenführungslineal. Wenn nicht, dann lässt es sich sicher bestellen. Viele haben sich wahrscheinlich schon gefragt, was das Ding eigentlich soll. Es ist eine Art gebogenes Metallstück, das man in ein Loch hinter dem am Nähfuß einführt und im gewünschten Abstand festschraubt. Auf dem Bild kriegt ihr eine Idee, wie es funktioniert.
Bei Nähen achtet ihr einfach darauf, dass der Haken genau der vorherigen Naht folgt. Auf diese Weise bleibt der Abstand immer gleich. Super, nicht?
Das Kantenführungslineal ist überhaupt sehr hilfreich, wenn man eine Naht nähen möchte, die weit von der Stoffkante entfernt verläuft. Die Markierungen auf der Stichplatte werden ja dann vom Stoff verdeckt und man hat quasi keine gute Orientierung mehr um gerade zu nähen. Dann hilft das Kantenführungslineal.
So, nun könnt ihr loslegen. Achtung: Genäht wird auf der rechten, also der schönen Stoffseite. Wer nur eine haptische Struktur erzeugen will, verwendet das Nähgarn Ton in Ton. Wer mehr Effekt erzielen möchte, der wählt ein kontrastierendes Nähgarn und verleiht der Struktur das gewisse Extra. Das kann sehr schön aussehen, findet ihr nicht?
Übrigens: Gesteppte Strukturen müssen nicht immer großflächig oder gleich sein. Kombiniert und variiert die feinen Liniaturen und seht selbst wie schön das aussehen kann.
Und noch ein kleiner Tipp am Rande:
Die meisten PFAFF Nähmaschinenmodelle besitzen das IDT-System, den Obertransport. Es bewirkt, dass der Stoff beim Nähen nicht nur von unten sondern gleichzeitig und synchron auch von oben transportiert wird.
Den Effekt kann man spüren (der Stoff läuft wie von selbst) und natürlich sehen: eine saubere Naht auf allen Materialien (auch auf sehr dünnen und sehr dicken). Auch beim Steppen wirkt sich das positiv aus, denn die unterschiedlichen Stofflagen, die man zusammen verarbeitet, werden sicher gefasst und perfekt transportiert. Nichts kann verrutschen. Wer will darf das gerne bei smilla mal selbst ausprobieren.
Und nun wünsche ich euch viel Spaß beim Steppen,
eure Tina
Aaaaaaah. Ich habe heute damit angefangen ein Sitzpolsterbezug zu nähen, wo der obere Stoff gesteppt ist. Ich habe schön dickes Vlies genommen. Bis hierhin kein Problem. Auch das Steppen hat ganz wunderbar geklappt. Doof nur, dass ich vorher den Stoff zugeschnitten habe. Nach dem steppen war er dann deutlich kleiner, als er sein sollte. Logisch – im Nachhinein
Tja, aus Fehlern lernt man. Hätte ich mal vorher in deinen Blog geschaut, der mir super geholfen hat. Ich mache den Spaß dann eben morgen noch mal. Dann aber richtig. Danke, dass es so zauberhafte Näherinnen wie Dich gibt, die ihre tollen Tips mit anderen teilen. Freu 😉
Gute Nacht
Jule
Liebe Jule,
das freut mich und alle smillas, dass Dir unsere Beiträge gefallen. Wir teilen unser Knowhow sehr gern mit anderen.
Hoffe, Du hast bei Deinem neuen Versuch für den Sitzpolsterbezug heute etwas mehr Glück… Kannst uns gern Dein Nähprojekt auch zeigen. Wir freuen uns immer darüber 🙂
Ganz liebe Näh-Grüße
Deine Tina
vielen Dank für die hilfreiche Anleitung und wenn ich mich daran halte, dann kann ja nichts schiefgehen.
Meine Pfaff habe ich neu, muss mich da erst noch reinwurschteln, so wusste ich nicht ob ich das IDT-System benutzen sollte, oder nicht. Heute werde ich an einem Reststück Stoff eine Probe machen.
Das Kantenführungslineal ist toll, da ich in der Betriebsanleitung keinen Hinweis finde, wie ich es ansetzen muss, muss ich mich auch da erst schlau machen.
nochmal ganz herzlichen Dank
Hallo liebe Illona, schön das wir Dir helfen konnten. Für das Kantenführungslineal sitzt hinter dem Nähfuß, also an der Nähfußhalterung, ein Loch und eine Schraube. Das Kantenführungslineal in das Loch schieben, bis es die gewünschte Position hat und dann mit der Schraube befestigen.
Das IDT-System kannst Du zugeschaltet lassen. Viel Spaß damit!
Tina
Verdammt- ich spring im Dreieck… wollte eine Riesen Wickelunterlage für meinen gehandicapten Stiefsohn nähen… und hab wie in dem Schnittmuster beschrieben das Vlies mit dem Oberstoff schön drumherum vernäht. Jetzt wollte ich nur wissen was 2-3 durchsteppen heißt und finde diesen Blog. Schön drei Nähte eingezeichnet und gesteppt und nun hab ich nur noch Falten – klar ist ja schon drumherum genäht. Hättest du evt eine Idee wie ich das jetzt noch retten kann? (Die Decke soll 0,9 *1,5 werden- mal eben alles neu ist keine Option…) ärgerlich wenn man einmal einem freebook vertraut 🙈
Liebe Svenja,
das ist ja wirklich ärgerlich! Bei einer Decke wäre die Reihenfolge am besten andersherum gewesen: zuerst durch alle Lagen durchsteppen, dann den Rand begradigen und als letztes wird die Decke mit Schrägband eingefasst. Das ist nachträglich natürlich sehr viel Arbeit!
Vielleicht kannst Du die Steppnähte noch einmal auftrennen und die Lagen nur punktuell miteinander verbinden? Dazu kann man die Stofflagen mit dickerem Garn (z.B. Stickgarn) an mehreren Stellen mit der Hand zusammennähen und auf der Rückseite verknoten. Oder Du benutzt einen entsprechenden Stich an der Nähmaschine (z.B. einem Knopfannähstich).
Ich hoffe, Du kannst die Decke noch retten!
Liebe Grüße